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Von der Mikron zur eigenen kleinen Firma

Seit sechs Jahren gibt es die C-Mill AG. Bisher war sie versteckt im Gebäude der Mikron AG in Nidau untergebracht – jetzt ist das Unternehmen nach Port gezogen. Von Deutschland bis in die USA – die C-Mill Technologie AG bedient Kunden aus der ganzen Welt. «Trotzdem sind wir in der Region Biel-Seeland noch kaum bekannt», wundert sich Patrick Ziswiler, einer der drei Gründerväter des Unternehmens.

Selina Mathis, Bieler Tagblatt, Ressort Wirtschaft

Old Economy

Dabei gibt es die C-Mill seit fast sechs Jahren. Es war Anfang 1996, als die drei Gründerväter Patrick Ziswiler, Bruno Fischer und Roland Zaugg, sich zum ersten Mal Gedanken darüber gemacht hatten, sich selbständig zu machen. «Wir arbeiteten damals alle drei noch Applikationstechniker bei der Mikron AG in Nidau», erzählt Ziswiler, «und wir haben dort gesehen, welches Entwicklungspotenzial im Bereich CNC- und Hochgeschwindigkeitsmaschinen steckt.» Die Idee war daher schnell geboren: «Warum sich nicht selbständig machen und sich auf diesem Gebiet spezialisieren?» Ziel sollte es sein, «die Anwendung der Hochgeschwindigkeits-Technologie weiterzuentwickeln.»

Doch sollte es noch ein ganzes Jahr dauern, bis sich die drei definitiv entschliessen konnten, die C-Mill zu gründen. «Das war damals noch gar nicht so einfach», schmunzelt Ziswiler: 1997, in den Anfängen des New Economy-Booms, fanden die Banken altbewährte Branchen wie den Maschinenbau nämlich «nur mässig interessant», so Ziswiler.

Mitte 1997 war es dann soweit: Patrick Ziswiler, Bruno Fischer und Roland Zaugg gründeten – hauptsächlich aus eigener Tasche finanziert – die C-Mill Technologie AG. Ein klassisches Management-buy-out sei das aber nicht gewesen, betont Ziswiler: «Vielmehr haben wir von allem Anfang an das Gespräch mit unserem Arbeitgeber gesucht und wurden in der Folge zu einem Partner und Referenzkunden auf dem Gebiet der Hochgeschwindigkeitstechnologie. Bis heute arbeiten wir eng mit der Mikron AG (der ehemalige Bereich Standardmaschinen, der heute zur Agie Charmilles-Gruppe gehört) zusammen.»

Zwei Standbeine

Denn die C-Mill, die heute sechs Mikron-Maschinen im Datenverbund mit CAD/CAM (Computer aided Design / -Manufacturing) betreibt, hat sich inzwischen auf zwei Bereiche spezialisiert:

Zum Einen entwickelt und produziert das Unternehmen Prototypen, Einzelteile, Klein- und Mittelserien für ihre Kundschaft in den Bereichen Medizinaltechnik, Werkzeug- und Formenbau, Fahrzeug- und Flugzeugindustrie. Zu seinen Kunden darf c-mill Firmen wie Mathys Medizinaltechnik, Bang&Olufsen, Kodak, Philips, Sauber-Petronas zählen.

Als Zweites arbeitet C-Mill im Bereich Verfahrenserarbeitung und -entwicklung und bietet ihren Kunden so genannte «Turn-Key»-Projekte an:
Kunden kaufen Standard-Maschinen und lassen sich Ihre anwendungspezifischen Probleme (produktionsfertige Teileprogrammierung) von c-mill lösen. Der Kunde bekommt also seine Anlage «schlüsselfertig» geliefert. Er kann so vom ersten Tag an produzieren und übergibt die Einführung der Technologie und Schulung der Mitarbeiter an c-mill.

Schwierige Zeiten

An diesem Konzept, sowohl im Bereich Produktion als auch in der Entwicklung zu arbeiten, soll sich denn auch in Zukunft nichts ändern. Denn: «Mit dem Bereich Entwicklung alleine können HighEnd-Maschinen und Programmiersysteme nicht betrieben werden – und ohne Maschinen und entsprechende Praxiserfahrung können wir nicht neue Programmierlösungen entwickeln.»

Zumal die Konzentration auf zwei Standbeine gerade in schwierigeren Zeiten Vorteile biete: «Viele Firmen werden in absehbarer Zeit nicht in neue Maschinen investieren. Wir aber sind stets auf dem letzten Stand der Technik», sagt Ziswiler. Manche Unternehmen aus der Region würden daher im Moment Aufträge an die C-Mill weitergeben.
Im Bereich Verfahrenserarbeitung und -entwicklung spüre die C-Mill nämlich «den Investitionsstopp und die generelle Zurückhaltung der Kunden.»

Der C-Mill gehe es daher, trotz Wirtschaftsflaute, «relativ gut». „Wir haben zwar keinen längerfristigen Auftragsbestand – aber kurzfristig immer wieder anspruchsvolle Technologieaufträge», betont er. Die Schwierigkeit besteht darin, die Kapazitäten bei den heute sehr engen Terminen richtig einzuplanen.

Zeitdruck

Gerade den Zeitdruck bekommt C-Mill stark zu spüren. «Unser Vorteil ist, dass wir schnell reagieren können und zu vermeintlich unmöglichen Teilen nicht nein sagen», sagt Ziswiler. Insbesondere bei Entwicklungsprojekten in der Medizinaltechnik, wo der Kunde seine Idee zum bestimmten Zeitpunkt im richtigen Material (Titan) präsentieren will, bleibt häufig wenig Zeit für Experimente.
Und so kommt es nicht selten vor, dass C-Mill-Mitarbeiter «flexibel sein müssen», was soviel heisst wie: Ueberstunden und Wochenendarbeiten. Zu Stresssituationen könne es da schon kommen, gibt Ziswiler zu.

Neuer Standort

sma. Gestartet hat die C-Mill Technologie AG ihren Gang in die Selbständigkeit noch unter dem Dach der Mikron AG in Nidau. Seit Anfang diesen Jahres ist die C-Mill Technologie AG aber nun in Port an der Allmendstrasse 11 beheimatet – an derselben Adresse, wie die SIS Surgical Instrument Systems, eine der Hauptkunden der C-Mill Technologie AG. «Wir haben das Angebot, diese Räumlichkeiten zu mieten bekommen – und konnten einfach nicht nein sagen», so Ziswiler. Noch seien die Räume zwar «noch zu gross», aber, so Ziswiler, «man weiss ja nie, was noch kommt.»